1 Einführung
Video On Demand, Videoconferencing, Tele-Teaching sind Schlagworte,
die schon lange in aller Munde sind. Erst der rasante Fortschritt der letzten
Jahre im Bereich der Computer-Technologie und besonders im Bereich der
Telekommunikationsnetze führte dazu, daß diese neuen Anwendungsgebiete
nun auch im kommerziellen Bereich eingesetzt werden können.
Diese Anwendungen stellen enorme Anforderungen an die Hard- und Softwarekomponenten
des eingesetzten Systems. Große Mengen an Daten müssen dauerhaft
gespeichert werden (Video Server) und auf Abruf (On Demand) an den
anfordernden Client übertragen werden.
Für die Speicherung der Daten muß eine durchdacht strukturierte
Architektur an Speichermedien aufgebaut werden, die häufig nachgefragtes
Material auf schnellen und damit auch teuren Speichern ablegt. Selten angeforderte
Aufnahmen werden auf langsameren und preiswerten tertiären Medien
gespeichert.
Die Benutzerschnittstelle muß komfortablen Zugriff mittels Volltextsuche
auf das verfügbare Material ermöglichen. Hierzu sind Indizes
zu erstellen, was sich bei Videoaufnahmen als ungleich schwieriger erweist
als bei gewöhnlichen Textdateien.
Auch an die Leistungsfähigkeit der Übertragungstechnologie
werden höchste Anforderungen gestellt, da bei der Übertragung
von Videodaten sehr große Datenmengen anfallen. Ein 5-minütiger
Videoclip umfaßt bei 30 Bildern pro Sekunde 5 x 60 x 30 = 9000 Einzelbilder.
Jedes Bild eines Farbvideoclips benötigt bei einer Auflösung
von 640 x 480 Bildpunkten 640 x 480 x 2 = 600 Kilobytes. Das heißt
5 Minuten Farbvideo benötigen 5,15 Gigabytes. Dazu werden noch die
Audiodaten addiert. Um diese Datenmengen übertragen zu können,
müssen Hochgeschwindigkeits-Netzwerktechnologien wie ATM (Asynchronous
Transfer Mode) eingesetzt und effektive Komprimierungsverfahren angewendet
werden.
Vor allem der MBone (Multicast Backbone) verspricht Entlastung für
die Netzinfrastruktur: Z.B. wird dadurch ein Videobild einer Konferenzübertragung
in den USA nur einmal nach Europa gesendet. Hier wird es weiterverteilt
und erreicht jedes Land ebenfalls nur einmal (sofern Empfänger vorhanden
sind), unnötige Mehrfachsendungen werden somit vermieden.
In dieser Arbeit werden in Kapitel 2 zunächst die Praxisbereiche
vorgestellt, in denen On-Demand Server Anwendung finden. In Kapitel 3 wird
eine grundlegende Architektur entwickelt, die alle notwendigen Komponenten
eines On-Demand Servers enthält. Kapitel 4 stellt den MVoD (MBone
Video Conference Recording on Demand) vor, ein an der Universität
Mannheim konzipiertes System zum Aufzeichnen und Abspielen von Videokonferenzen.