Was in den USA schon fast flächendeckend erhältlich ist, befindet sich in Deutschland erst in den Anfängen. Grund für die schleppende Einführung des Internetzugangs via TV-Kabel ist insbesondere das technisch veraltete Kabelnetz der Deutschen Telekom. Zwar wurde die Bandbreite von einem ursprünglichen Frequenzbereich von bis zu 300 MHz auf Frequenzen bis zu 446 MHz erhöht, doch reicht das gerade mal für das geplante digitale Fernsehen aus. Stand der Technik sind jedoch Frequenzen bis zu 862 MHz. Dies bieten in Deutschland jedoch nur private Firmen, deren Kapazitäten aufgrund der Abhängigkeit von der Telekom bisher größtenteils ungenutzt sind. Anders ist dies bei den Kabelnetzen der Münchner Firma KMS oder der Tele Columbus, einer Tochtergesellschaft der Düsseldorfer Firma o.tel.o, die über ihre Netze Zugang zum Internet ermöglichen.
Zum surfen über das Kabelnetz sind neben dem Kabelanschluß noch ein Kabel- sowie ein konventionelles Telefonmodem erforderlich. Die Datenanforderung erfolgt weiterhin über das Telefonmodem und die Telefonleitung. Dies ist der sog. Rückkanal. Geliefert werden die Daten dann über das TV-Kabel mit bis zu 550 kbps in analoger Form. Das Kabelmodem des Kunden ist adressierbar, so das die Daten jeweils nur zum gewünschten Teilnehmer gelangen.
In München bietet KMS gemeinsam mit Thyssen Telecom und der Hamburger Firma IS Internet Services derzeit 390.000 Haushalten diese Art des Internetzugangs an. Das Kabelmodem inklusive Installation kann für 395 DM gekauft oder aber für 17,90 DM gemietet werden. Der unbegrenzte Internetzugang kostet 85 DM monatlich. Dazu kommen noch die Telefonkosten des Rückkanals. Die Daten werden im Breitbandkabel nach dem ASK-Modulationstyp moduliert. Die genutzte Bandbreite ist 5 MHz. Die Gesamtübertragungsrate beträgt je Nutzer 550Kbps und je Fernsehkanal 5,5 Mbps.
Das Angebot der Düsseldorfer Firma o.tel.o ist Teil des Pilotprojekts InfoCity NRW, welches Ende 1997 startet. Für private Nutzer sind Teleshopping, Telebanking, Touristik und Online-Dienste geplant. Zusätzlich sind für professionelle Nutzer Tele-Medizin, Tele-Working und Videoconferencing vorgesehen.