Die Dienste des Internet


2. FTP

2.1 Einführung

Fast gleichzeitig mit Telnet wurde das File Transfer Protocol (FTP) im Internet implementiert. Es dient dazu, Dateien zwischen zwei Rechnern zu übertragen. Am Anfang diente FTP ausschließlich dazu „private" Dateien zwischen zwei Rechnern auszutauschen. Dazu muß man natürlich auf beiden Rechnern die entsprechenden Zugriffsrechte besitzen, also in der Regel einen Account. Darüber hinaus läßt sich FTP aber auch noch zum Download vom Dateien von sogenannten "Anonymous FTP Servern" einsetzen. Dazu aber später mehr.

2.2 Konzeption und Protokolle

Das File Transfer Protocol basiert auf einer TCP-Endsystemverbindung um eine effiziente und sichere Übertragung der Daten zu gewährleisten. Seit den Anfängen des Arpanet durchlief es schon zahlreiche Veränderungen und Entwicklungsstufen. Neben dem TCP-basierten FTP gibt es noch zwei weitere UDP-basierte Protokolle um Dateien im Internet zu übertragen: das Trivial File Transfer Protocol (TFTP) und das File Service Protocol (FSP). Diese Arten der Dateiübertragung spielen jedoch im Inernet nur eine sehr geringfügige Rolle, deshalb werden sie hier nicht näher erläutert.

Wie fast alle anderen Internet-Dienste arbeitet auch FTP nach dem Client-Server Prinzip, so daß um eine Übetragung von Dateien von einem Rechner zum anderen zu ermöglichen, auf einem der beiden Rechner ein FTP Server und auf dem anderen ein FTP Client installiert sein muß. Im Gegensatz zu anderen Möglichkeiten der Dateiübertragung zwischen zwei Rechnern, z.B. via Eurofiletransfer per ISDN, reicht es nicht aus, auf beiden Rechnern das gleiche Programm (also bei FTP einen FTP-Client) installiert zu haben. Die Dateiübertragung ist dann jedoch in beiden Richtungen, d.h. sowohl vom Client zum Server als auch vom Server zum Client, möglich. Als Client wird bei FTP die Seite bezeichnet, welche den File-Transfer initiiert.

Zentraler Bestandteil des FTP-Protokolls ist die Trennung von Kontroll- und Datenverbindung (vgl. Anhang G). Eine FTP-Sitzung läuft nach folgendem Schema ab: der Client initiiert eine Kontrollverbindung, welche nach dem Telnet-Protokoll aufgebaut ist. Über diese Kontrollverbindung kann der Client FTP-Kommandos an den Server schicken, welcher dann eine Rückantwort liefert, aus der man den Erfolg oder Misserfolg des Befehls ablesen kann. Die Rückantwort des Servers besteht aus einem 3-stelligen Zahlencode und einer kurzen Textnachricht. Die Nachricht dient der Information des Benutzers, der Zahlencode ist zur internen Auswertung durch den Client gedacht. Allerdings zeigen fast alle Implementationen des FTP-Clients sowohl Nachricht als auch den Zahlencode an.
Über die Kommandos des Clients werden die zentralen Parameter des Datenübertragung festgelegt, wie z.B. Datentyp und Übertragungsmodus sowie die durchzuführenden Operationen, z.B. Holen einer Datei oder Abschicken einer Datei. Startet der Client nun eine solche Operation, dann wird eine Datenverbindung vom Client zum Server aufgebaut über die nun die eigentlichen Daten transportiert werden. Aufgrund der Heterogenität der Rechner und Dateien im Internet sind im FTP-Protokoll Mechanismen für viele unterschiedliche Konstellationen definiert. So kann z.B. die Art der Datenübertragung (z.B. Datenstrom oder Komprimiert), der Datenstruktur (z.B. Datei oder Rekord) sowie des Datentyps (z.B. ASCII oder IMAGE) eingestellt werden.
Allerdings nutzen die meisten Implementierungen von FTP die Möglichkeiten des Protokolls nicht aus, sondern bieten dem Benutzer lediglich die Auswahl zwischen den Datentypen ASCII und IMAGE. Der Datentyp IMAGE (oder BINARY) dient dabei zur Übertragung der Daten ohne Konvertierung, so daß die Dokumente auf Server und Client nach der Übertragung bitweise identisch vorliegen. Da Texte auf verschiedenen Betriebssystemen unterschiedlich dargestellt werden (meistens zwar in ASCII aber u.U. mit verschiedenen Zeilenende-Zeichen oder verschiedenen Codes für die Umlaute oder sogar in einem ganz und gar inkompatiblen Format wie EBDIC), existiert noch der Datentyp ASCII. Wenn bei einer Übertragung dieser Datentyp eingestellt wurde, dann versucht FTP die notwendige Umsetzung so vorzunehmen, daß Textdateien hinterher im für den Zielrechner passenden Format vorliegen. Dies gelingt natürlich nur, wenn FTP das vorliegende und für den Zielrechner nötige Format auch richtig erkennt und die Umsetzung in das passende Format auch implementiert wurde. Das ist oft aber nicht der Fall, so daß es meistens empfehlenswerter ist, auch die Übertragung von Text-Files im BINARY-Format vorzunehmen und die u.U. nötige Konvertierung nachträglich mit einem gesonderten Programm vorzunehmen.

2.3 Anwendung

Wie oben bereits erwähnt, wurde FTP ursprünglich dazu entwickelt, um den "privaten" Datenaustauch zwischen zwei Rechnern zu ermöglichen.
Viel größere Bedeutung als zur privaten Dateiübertragung erlangte FTP jedoch durch die sogenannten "Anonymous FTP Server". Darunter versteht man Rechner, welche einen FTP-Zugang zu einem speziellen, abgesicherten Teil des Rechners erlauben, ohne daß der Benutzer dabei einen Account auf dem Rechner besitzen muß. Als Benutzername wird dabei einfach „anonymous" oder „ftp" und als Passwort die eigene Email-Adresse angegeben.

Auf solchen Anonymous FTP-Servern, welche in großer Zahl auf der ganzen Welt existieren, sind große Mengen von Dateien aller Art gespeichert. So werden u.A. Shareware, Demoversionen von kommerziellen Programmen, Quellcodes, Bilder, Texte u.v.m. angeboten.
Eine Liste, welche eine Vielzahl der existierenden FTP-Servern mit Angabe, welche Dateien aus welchen Bereichen angeboten werden, enthält, wird in regelmäßigen Abständen in der Newsgroup "alt.answers" gepostet.

Weil die meisten Programme und Dateien nicht nur auf einem Anonymous FTP-Server, sondern auf vielen verschiedenen zu finden sind, sollte man darauf achten einen (nach bestem Wissen) möglichst in der Nähe - für uns also innerhalb Deutschlands - gelegenen FTP-Server zu benutzen, um die in der Regel mit schmalerer Bandbreite ausgestatteten, teuren internationalen Verbindungen nicht unnötig zu strapazieren. Diese in der Verantwortung des Benutzers liegende Regel wird jedoch zunehmend weniger befolgt, da wegen den Eigeninteressen vieler Internet-Provider oft auch innerdeutscher Verkehr sowieso über die USA läuft und zudem die Internetbenutzer immer weniger Ahnung von Aufbau und der Technik des Internets haben.

2.4 Hinweise zur Arbeit mit FTP

FTP-Clients sind in alle gängigen WWW-Browser integriert, so daß ein externer FTP-Client nicht unbedingt notwendig ist. Allerdings sind diese integrierten FTP-Clients eher zum Herunterladen einzelner Files gedacht. Wer oft in Anonymous FTP-Servern stöbert, ist daher mit einem modernen FTP-Client, der auch das Downloaden ganzer Verzeichnisse und zahlreiche weitere Extras bietet, besser bedient. Gängige komfortable FTP-Implementierungen sind WS-FTP (Windows) oder NCFTP (Unix).

FTP-Server sind in der Regel nach Themenbereichen geordnet mit in zunehmender Verzeichnistiefe immer feineren Themeneinteilungen. Durch die Möglichkeit der Unix-Dateisysteme Verweise (Links) von einem Verzeichnis zu einem ganz anderen einzurichten führen aber häufig verschiedene Verzeichniswege zu ein und demselben Endverzeichnis, was für den Einsteiger ziemlich verwirrend sein kann. (siehe Anhang F)

Hilfe und manchmal auch Dateibeschreibungen bieten Dateien mit Namen wie "Readme", "Index", "Contents" oder Abwandlungen davon. Weiterhin geben viele FTP-Server beim Verzeichniswechsel Meldungen aus, welche Hinweise zu den jeweils enthaltenen Unterverzeichnissen geben. Die meisten FTP-Server bieten zudem ein File mit dem rekursiv aufgelisteten Inhaltsverzeichnis des gesammten Servers (meist mit dem Namen "ls-lR"), oft auch in gepackter Form. Durch die oft extreme Größe dieser Files sind sie aber zur Dateisuche nur begrenzt sinnvoll.

Ein weiterer Begriff auf den man bei der Benutzung von FTP früher oder später treffen wird ist „Mirror". Unter Mirror versteht man eine 1:1 Kopie einer bestimmten (Teil-) Verzeichnisstruktur eines anderen FTP-Servers. So werden z.B. große Shareware-Archive, die Ihren Ursprung auf einem bestimmten Server haben auf sehr vielen Servern auf der ganzen Welt "gemirrored" um eine gleichmäßige Verteilung der Last und die Schonung von Bandbreite im Internet zu gewährleisten.

2.5 Ausblick

Durch die nahtlose Integration von FTP in die gängigen WWW-Browser hat es immer noch eine sehr große Verbreitung. Trotzdem gewinnt inzwischen auch die Dateiübertragung mittels HTTP (dem Protokoll des WWW) immer mehr an Beliebtheit. So ist bei der Dateiübertragung per HTTP der Verbindungsaufbau meist schneller. Außerdem wird FTP von manchen Firewalls gesperrt, was bei HTTP seltener der Fall ist.

Eines der Probleme von Anonymous FTP ist die teilweise schwierige Auffindbarkeit von bestimmten Files, weil die Anonymous FTP-Server oft sehr groß und schlecht organisiert sind und zudem auch noch keine Beschreibung der einzelnen Dateien bieten. Eine Lösung dieses Problems sind WWW-Frontends, welche die Dateien organisiert und mit Beschreibungen versehen anbieten. Nur der endgültige Download erfolgt dann von einem FTP-Server (welcher dann u.U. auch aus einer Liste von Alternativen ausgewählt werden kann). Ein Beispiel für eine solche Lösung ist http://www.download.com.


Inhalt Zurück Weiter Literatur