2.1
Ursprünge des Internets: Sputnik und ARPA
Das Internet verdankt
seine Entstehung dem kalten Krieg. Durch den Erfolg der Sputnik-Mission
in der damaligen UdSSR im Jahr 1957 veranlaßt, initiiert der US-amerikanische
Präsident Dwight D. Eisenhower die Advanced Research Projects Agency
(ARPA) zunächst zur Entwicklung von Satellitensystemen. 4 Jahre später
jedoch verschiebt sich der Forschungsschwerpunkt der ARPA auf den Bereich
"Computer Netzwerke und Kommunikation". Es soll ein Netzwerk geschaffen
werden, welches unverwundbar gegenüber feindlichen Übergriffen
und sogar Atombomben ist. Die bisherige Rechnernetzarchitektur entsprach
dem Client/Server Modell, welches bei Ausfall des Servers vollkommen zum
erliegen kam. Das 1969 vom Department of Defense (DoD) gegründete
ARPAnet, hatte die Fähigkeit bei Ausfall eines Knoten weiterhin (zumindestens
in Teilen) zu funktionieren. Der Visionär Dr. J.C.R. Licklider, damaliger
Leiter der ARPA, bezog die Universitäten in dieses Netz mit ein, um
die Technologie schneller und leichter zu etablieren und erweitern zu können.
Im selben Jahr ging der erste Interface Message Processor (IMP, heute:
Router) auf Basis der Honeywell DDP 516 mit 12Kb Arbeitsspeicher in der
University of California at L.A. (UCLA) in Betrieb. Zu dem Zeitpunkt waren
4 Rechner an das Netz angeschlossen und zwar: UCLA, Stanford Research Institutes
(SRI), University of California at Santa Barbara (UCSB) und University
of Utah.
1972 wurde das ARPAnet
der Öffentlichkeit auf der "International Conference on Computer Communications"
vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 40 Rechner angebunden. Obwohl
die Demonstration ein voller Erfolg war, blieb AT&T skeptisch in Bezug
auf die Verwendbarkeit dieses Netzes. Im selben Jahr erfand Ray Tomlinson
(BBN) ein Programm, das es ermöglichte digitale Nachrichten (E-Mails)
über ein verteiltes Netzwerk zu versenden. [2.1], [2.2], [2.3], [2.4]
2.2
Vom ARPAnet zum Internet
1973 startete das
"Internet-Program" an der Stanford University und gleichzeitig wurden die
ersten internationalen Verbindungen nach England und Norwegen installiert.
1976 wurde das durch das Department of Defense (DoD) entwickelte TCP/IP-
Protokoll im ARPAnet experimentell angewendet. Der Vorteil des Protokolls
ist, das es selbst entscheiden kann welchen Weg die Daten nehmen und das
es die Fähigkeit hat Daten in kleine Datenpakete aufzuteilen (siehe
Kapitel 6.1). Drei Jahre später wurde das "Computer Science Department
Research" Netzwerk von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt gegründet.
Etwa gleichzeitig entwickelten Steve Bellovin (Student an der University
of North Carolina), Tom Truscott und Jim Ellis das USENET. Das USENET
ist ein nach Themenschwerpunkten geordnetes Forum, in dem Experten und
die Öffentlichkeit Meinungen und Ratschläge austauschen können
(siehe Kapitel 4.1.1) und wurde zwischen der University of North Carolina
(UNC) und Duke eingerichtet.
1981 bauten die
City University of New York und Yale das BITNET ein, um den Informationsaustausch
via E-Mail und Mailinglisten zu ermöglichen. Mailinglisten sind E-Mail
Distributionslisten, die von einem Listserver automatisch an alle eingetragenen
Mitglieder verteilt werden. Diverse kleinere Netzwerke entstehen, wie das
CSNET (USA), EUnet, EARN (beide Europa), FidoNet, JUNET (Japan) oder JANET
(UK). 1982 wurde schließlich TCP/IP als Kommunikationsprotokoll im
Internet etabliert. 1983 wurde der Nameserver an der University of Wisconsin
entwickelt, der ein Jahr später durch den Domain Name Server weiter
vereinfacht wurde. Dadurch wurde das Merken von den vierstelligen IP Nummern
reduziert auf einfacher zu merkende Namen, wie mit.edu für das MIT
(siehe Kapitel 6.2). Bald wurde das ARPAnet aufgeteilt in einen militärischen
(MILnet) und einen öffentlichen Teil (ARPAnet). 1986 entstand das
NSFnet als Backbone für die Verbindung der neuen regional entstehenden
Netzwerke. Die Leitungsbreite betrug damals 56kbps.
Als neues Protokoll
entsteht das Network News Transfer Protocol (NNTP), welches die Übertragung
der Newsgroups über TCP/IP erleichterte. Die Netzwerke ARPAnet und
NSFnet werden schließlich zusammengeschlossen zum jetzigen Internet.
Zu diesem Zeitpunkt übersteigt die Anzahl der ans Internet angeschlossenen
Hosts bereits tausend Computer. [2.2], [2.4],[2.5]
2.3
Wachstum des Internets: WWW und Kommerzialisierung
Mit der Unterzeichnung
eines kooperativen Vertrages zwischen IBM, MCI und der National Science
Foundation (NSF) im Jahr 1987, begann die Kommerzialisierung des Internets.
In den folgenden Jahren werden die Vorgänger des WWW: Archie, Wide
Area Information Services (WAIS) und Gopher erfunden. Den großen
Popularitätsschub bringt das vom CERN 1992 herausgegebene World Wide
Web (WWW) mit dem dafür benötigten Browser "Mosaic", der zunächst
nur für X-Windows erhältlich ist. Mosaic vermag es multimediale
Informationen zu verknüpfen und diese über das Internet zur Verfügung
zu stellen (siehe Kapitel 4.1.2). Nun ist das Wachstum des Internets nicht
mehr aufzuhalten. Die Zahl der Hosts wächst auf über eine Millionen,
die Bandbreite des NSFnet Backbones auf 44 Mbps; das WWW verursacht jedoch
einen überproportionalen Traffic. 1993 wird das InterNIC gegründed,
um gewisse Dienste im Netz zu regulieren (siehe Kapitel 3.1). Immer mehr
Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten sind im Web, so wird das
WWW genannt, präsent. Die ersten Dirketverkäufe über das
Internet finden statt. Radio und Fernsehen über das Internet werden
möglich. Auch in Deutschland wächst das Internet. Heute schätzt
man die Zahl der Hosts in Deutschland auf über eine halbe Million
und weltweit auf weit über drei Millionen.
Da Standleitungen
zum Internet sehr kostspielig sind entstanden Internet Service Provider
(ISP), die selber an das Internet angeschlossen sind und ihren Mitgliedern
ermöglichen sich per Telefon bei Bedarf einzuwählen. Dafür
ist lediglich ein PC oder Macintosh, ein Modem und ein Telefonanschluß
erforderlich.
Über die Zahl
der Leute, die weltweit permanent oder per Einwahlverbindung an das Internet
angeschlossen sind, gehen die Schätzungen weit auseinander; alleine
in Deutschland sind es über 5,6 Millionen Benutzer. Populärster
Dienst ist trotz des WWWs immer noch E-Mail. [2.2], [2.3], [2.4], [2.6]
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Quellenangaben
Kapitel 2
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