Bei der plattformunabhängigen Übertragung von Informationen muß berücksichtigt werden, daß die Grafikfähigkeiten der Ausgabegeräte von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein können. Hohe Bildschirmauflösung, mehrere Farben oder etwa Kursivschrift dürfen nicht vorausgesetzt werden. Die Struktur der Dokumente sollte dennoch immer erkennbar sein, und die vorhandene Hardwareleistung sollte möglichst gut genutzt werden.
HTML (zumindest in den frühen Versionen) genügt diesen Anforderungen weitgehend. Die Sprache erbt nämlich eine grundsätzliche Eigenschaft von SGML - es ist eine Dokumentenbeschreibungssprache. Das bedeutet, HTML beschreibt ein Dokument nicht in seinem Aussehen sondern in seiner logischen Struktur. Dazu gehören solche Elemente wie Kapitel, Unterkapitel, Absätze, Querverweise zu anderen Dokumenten, nicht aber die Größe der Elemente oder ihre Farbe. Wichtig ist also nur, daß eine Textstelle z.B. eine Überschrift ist, und daß sie als eine solche erkennbar wird. Ob diese Überschrift in Fett oder in Großbuchstaben dargestellt wird, bleibt offen. Das Anzeigeprogramm (WWW-Browser) paßt die Darstellung der Information an die Grafikfähigkeiten der jeweiligen Plattform an. Abbildung 1 verdeutlicht dies an einem Beispiel. Abbildung 2 enthält einen Browservergleich zwischen dem populären Netscape Navigator und dem Browser NCSA Mosaic.
Abb. 1: Ein Dokument und seine Darstellung in zwei Browsern.
Die modernen Anzeigeprogramme stellen ferner umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten bereit. Dem Anwender ist es möglich (soweit seine Hardware es zuläßt), die Darstellung eines HTML-Dokuments seinen eigenen Bedürfnissen anzupassen. Für die an WYSIWYG ("What you see is what you get") gewöhnten Autoren ist das Konzept dagegen zu einer Herausforderung geworden. Die Erstellung unkomplizierter Textdokumente gestaltet sich einfach. Ausgefallene Layouts sind in HTML nur mittels "Kunstgriffe" realisierbar, und das Ergebnis kann in manchem Browser sehr überraschend sein.
In der Version 3 erhielt HTML deshalb eine Reihe von Sprachelementen zur Formatierung von Text, Darstellen von Tabellen u.ä. Man spricht in dem Fall von physikalischen Formatierungen im Gegensatz zu den logischen Formatierungen. Sie sind ein einfaches Mittel, um möglichst unabhängig vom Browser ein ansprechendes Layout zu gestalten. Da sie jedoch nicht einheitlich unterstützt werden, bringt ihre Anwendung auch Probleme mit sich.
Im Gegensatz zu SGML stand das Ausgabemedium für HTML-Dokumente von Anfang an fest. Es war der Bildschirm. Der Gedanke, das Web könnte den Benutzer über andere Ausgabegeräte erreichen, ist neu. In künftigen Versionen von HTML sollen neben dem klassischen WWW-Browser auch Braille oder akustische Informationen berücksichtigt werden. So wird der Zugang zum Web auch für körperlich Behinderte möglich. Ein anderer bisher vernachlässigter Aspekt ist die Internationalisierung. So ist es zur Zeit nicht vorgesehen, etwa die Datumangaben in den HTML-Dokumenten bei ihrer Darstellung landesspezifisch zu formatieren.