Unter Usenet News, Network News oder schlicht und einfach News
versteht man ein welweites Medium zur Kommunikation und
Diskussion. Im Gegensatz zu Email verläuft die Kommunikation
allerdings vollkommen öffentlich, vergleichbar mit den
Mailinglisten.
News haben gegenüber Mailinglisten aber den Vorteil, daß
verschiedene Diskussionsthemen hierarisch geordnet, leicht
zugänglich und getrennt von der privaten Email angeboten werden.
News besteht aus insgesamt ca. 35000 verschiedenen Newsgruppen. Unter einer Newsgruppe versteht man ein Diskussionsforum zu einem bestimmten Thema, welches wiederum aus einer Ansammlung von Artikeln, so nennt man die einzelnen Diskussions-Beiträge, besteht.
Die einzelnen Artikel sind ähnlich aufgebaut wie Emails: sie bestehen aus einem Header und einem Body. Einige wichtige Felder des Headers sind: "From:" enthält die Email-Adresse des Verfassers des Beitrages, "Path:" zeigt den Weg den der Artikel über die verschiedenen News-Server vom Verfasser bis zum Leser genommen hat, "Newsgroups:" enthält die Gruppe bzw. eine Liste der Gruppen für die der Artikel bestimmt ist, "Subject:" informiert über den Gegenstand des Artikels, "Date:" gibt das Absendedatum bezogen auf den Verfasser an und "Message-ID" ordnet einem Artikel eine eindeutige Kennung zu. Der Body enthält die eigentliche Nachricht (wenn man Probleme vermeiden will in 7-bit ASCII-also ohne Umlaute). (Beispiel für einen News-Artikel: siehe Anhang H)
Um das Auffinden einer Gruppe zu einem bestimmten Thema zu erleichtern sind die Namen der Newsgroups hierarchisch aufgebaut. An erster Stelle (Top-Level) des Namens erscheint die ganz grobe Einteilung in Themenbereiche. Einige der wichtigsten Top-Level Bereiche sind:
und viele weitere mehr. Nach dieser Haupteinteilung folgt eine weitere Einteilung in immer feinere Unterbereiche bis hinunter zur Gruppe. Eine Newsgroup hat schließlich einen Namen wie z.B. "de.comm.isdn.computer" - also in diesem Fall eine Newsgruppe die sich mit Kommunikation und spezieller per ISDN und dabei noch spezieller mit dem Computer-Aspekt beschäftigt.
Diese Newsgruppen werden auf News-Servern gehalten und
verwaltet. Aufgrund der großen Zahl der Benutzer und der sonst
entstehenden immensen Netzwerkbeanspruchung gibt es natürlich
nicht nur einen News-Server, sondern viele, die jeweils für
einen bestimmten lokalen Benutzerkreis zuständig sind und
untereinander die Daten austauschen, damit jeder Server den
gleichen Datenbestand hat. Für diesen Verbund der News-Server,
welcher heutzutage zwar größtenteils, aber nicht vollständig
innerhalb des Internets liegt, hat sich der Name Usenet
eingebürgert. Der Nachtrichtenaustausch zwischen den einzelnen
Servern geschieht über das Network News Transport Protocol
(NNTP) oder das Unix-to-Unix-Copy Protocol (UUCP). Aufgrund
sinkender Kosten im Kommunikationsbereich und dem Wunsch nach
Aktualität hat das UUCP fast völlig an Bedeutung verloren.
Deswegen wird hier auch nicht näher darauf eingegangen. (Zum
NNTP-Protkoll siehe weiter unten)
Zu beachten ist allerdings, daß nicht jeder News-Server alle
weltweit verfügbaren Newsgruppen anbietet. Das liegt zum einen
am immensen Datenaufkommen, das News verursacht und welches sich
durch Ausschluß einiger Gruppen deutlich reduzieren läßt und
andererseits an rechtlichen Schwierigkeiten, welche der Inhalt
mancher Newsgruppen hervorrufen kann. Dazu aber später mehr.
Darüberhinaus führen manche News-Server lokale Gruppen,
deren Verbreitungsbereich sich auf den eigenen Server oder einen
kleinen Kreis von Servern beschränkt (in Karlsruhe ist das die
ka.* Hierarchie), da der Inhalt dieser Gruppen nur lokale
Relevanz hat.
Wenn jeman also nun News benutzen will, benötigt er einen
News-Client, der sich mit dem News-Server seines Providers
verbindet und ihm so den Zugang ermöglicht. Dabei unterscheidet
man ähnlich wie bei Email den Online- und den Offline-Betrieb.
Ein Online-Client holt immer nur den Artikel vom Server, welcher
gerade gelesen wird und speichert ihn nicht ab. Nach Beendigung
der Verbindung sind die Artikel also nicht mehr verfügbar. Eine
solche Arbeitsweise findet man hauptsächlich im Unix-Bereich, da
viele Unix-Rechner sowieso ständig am Internet angeschlossen
sind. (Beispiele für Online-Newsreader sind tin, nn, rn, xrn
usw.)
Für den Heimbereich haben sich aber Offline-Newsreader
durchgesetzt, welche es dem Benutzer erlauben, aus der Liste
aller verfügbaren Newsgruppen die gewünschten auszuwählen und
dann alle seit der letzten Verbindung neu hinzugekommen Artikel
in diesen Gruppen auf die lokale Festplatte hinunterzuladen. Dies
ermöglicht dann ein von Verbindungsgebühren unabhängiges Lesen
und Bearbeiten der Artikel.
Natürlich kann jeder Benutzer auch selber Artikel verfassen.
Dieser Vorgang wird im News-Jargon "posten" genannt.
Diese Artikel werden bei Offline-Readern beim nächsten
Verbindungsaufbau und bei Online-Readern sofort zum Server
übertragen.
Ein Artikel kann entweder eine ganz neue Diskussion beginnen oder
sich auf einen vorherigen Artikel beziehen. Letzteres wird als
Follow-Up bezeichnet. Ein Follow-Up wird im Header als zum
Artikel, auf den er sich bezieht, zugehörig gekennzeichnet. Dies
ermöglicht dem Newsreader Artikel und dazugehörige Follow-Ups
übersichtlich geordnet darzustellen.
Daneben können natürlich auch neue Gruppen angelegt werden. Die Verfahrensweise unterscheidet sich aber von Hierarchie zu Hierarchie und soll deswegen hier nicht näher beschrieben werden. Nähere Hinweise zu diesem Thema finden sich aber in einigen FAQs. (s.u.). Weitere nützliche Anlaufstellen auch für Interna der verschiedenen Hierarchien sind die *.admin.* Gruppen jeder Hierarchie. Neben den frei zugänglichen Newsgruppen gibt es auch noch moderierte Newsgruppen. Diese unterscheiden sich von den freien Newsgruppen darin, daß Artikel, die in solchen Gruppen gepostet werden zuerst einem Moderator zugestellt werden, der überprüft ob der Artikel überhaupt in die Gruppe passt bzw. gehört. Erst wenn der Moderator zugestimmt hat, erscheint das Posting dann in der Gruppe.
Neben Diskussionen über die ausgefallensten Hobbies und Freizeitbeschäftigungen ist das Usenet auch eine schier unerschöpfliche Quelle an Informationen zu fast jedem vorstellbaren Thema.So werden in regelmäßigen Abständen in den Gruppen alt.answers und news.answers (englischsprachig) bzw. de.answers sogenannte FAQs (Frequently Asked Questions), Zusammenfassungen der wichtigsten Informationen über ein Thema, zu vielen verschiedenen Themen gepostet. Darüberhinaus kann man (in der passenden Newsgruppe) auch Fragen oder Probleme posten, zu denen man oft auch durchaus kompetente Hilfe erhält. Weitere nützliche Newsgruppen besonders für den Anfänger sind news.newusers.questions, news.announce.newusers und de.newusers.infos .
Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist die Bereitstellung von
Dateien. Wie bereits erwähnt, ermöglicht News normalerweise
jedoch lediglich einen Transport von Nachrichten im 7-bit Format.
Darüber hinaus beschränken einige News-Server die maximale
Größe der Artikel, die sie verwalten können. Damit ist das
News-System eigentlich für den Transport von Dateien ungeeignet.
Um trotzdem Dateien mittels News übertragen zu können, muß man
sich eines Tricks behelfen: Die Daten werden mittels eines
Programms nach 7-bit konvertiert (weit verbreitet ist z.B.
uuencode), dann gepostet und von den Empfängern dann wieder
zurückkonvertiert. Um das Größenlimit einiger News-Server zu
umgehen, werden große Dateien manchmal zusätzlich noch in
kleinere Teile zerlegt.
Viele moderne Newsreader haben diese Funktionalität allerdings
bereits integriert, so daß die Übertragung von Dateien in den
News kein großes Problem mehr darstellt. Wegen dem extrem
großen Datenvolumen, das Binary-Newsgroups (also Newsgruppen die
für das Posten solcher Dateien gedacht sind) produzieren, sind
diese auf vielen Newsservern (so auch auf dem der Uni Karlsruhe)
nicht verfügbar.
Aufgrund der starken Ähnlichkeiten im Aufbau zwischen Emails und News-Artikeln hat sich in letzter Zeit eine eigentlich sehr naheliegende Alternative zum Kodieren mittels uuencode durchgesetzt: die analoge Anwendung des MIME-Protokolls auf News-Artikel. Viele moderne Newsreader (nicht jedoch der unter Windows-Usern weit verbreitete Free Agent) können auch bereits mit MIME-Newsartikeln umgehen. MIME ist auch die einzige relativ sichere Methode um Umlaute in News-Artikeln zu verwirklichen.
Beim Verfassen von News sollte sich eigentlich jeder an wenige einfache Regeln halten, um die News übersichtlich, lesbar und benutzbar zu erhalten. Einige der wichtigesten Regeln seien hier kurz aufgezählt:
Wie bereits erwähnt bedienen sich die News-Server beim Austausch von Nachrichten normalerweise des NNTP-Protokolls. Darüberhinaus wird das NNTP-Protokoll auch für die Verbindung von News-Clients und News-Server benutzt. Dieses Protokoll funktioniert sehr ähnlich wie das SMTP-Protokoll bei der Email-Übertragung, nur mit etwas anderer Syntax. Es basiert auf einer TCP-Verbindung und benutzt den Well-Known Port 119 zum Verbindungsaufbau.
Natürlich kann nicht jeder Server mit jedem anderen direkt Artikel austauschen, deswegen hat jeder News-Server einen oder mehrere Newsserver als sogenannten "Feed" mit denen der Austausch stattfindet. Diese Server wiederum haben neben diesem Server auch noch weitere Server als Feed, so daß ein stetiger Fluß der News gewährleistet ist. Aufgrund dieses Aufbaus kann es je nach Anzahl der zwischen dem Newsserver, auf dem ein Artikel gepostet wurde und dem eigenen Newsserver liegenden Zwischenstationen vorkommen, daß ein Artikel mehrere Tage unterwegs ist. (zum Aufbau vgl. Anhang J)
Eine Verbindung zwischen zwei News-Servern läuft
normalerweise nach dem folgenden Schema ab:
Der Server fragt zuerst beim anderen Sever an, ob (seit der
letzten Kontaktaufnahme) neue Gruppen angelegt wurden und legt
sie dann falls nötig bei sich selber auch an. Danach erhält er
eine Liste der neuen Artikel. Anhand dieser Liste prüft der
Server nach, welche Artikel er bereits (z.B. von einem anderen
Server aus seinem Feed) hat und fordert nur die benötigten an.
Auf diese Weise wird eine Mehrfachübetragung und Verschwendung
von Bandbreite vermieden.
Einige wichtige NNTP-Kommandos sind NEWNEWS (fordert Liste neuer Newsartikel an), HEAD (schicke Header eines Artikels), GROUP (wähle eine Newsgruppe aus), ARTICLE (schicke angeforderten Artikel), POST (verschicke den folgenden Artikel) und LIST (schicke eine Liste aller vorhandenen Newsgruppen). Der mit dem Befehl angesprochene Server antwortet auf jeden Befehl mit einer Statusmeldung, die aus einem 3-stelligen Zahlencode und einer kurzen Textnachricht besteht und schickt dann gegebenenfalls die angeforderten Daten.
Leider haben die News, besonders in lezter Zeit, mit großen Problemen zu kämpfen. So ist der völlig unzensierte Nachrichtenaustausch, der von den Usenet News ermöglicht wird, vielen Regierungen ein Dorn im Auge. Zudem werfen in anderen Ländern legale (z.B. NS-Propaganda oder Pornographie) und illegale Thematiken rechtliche Probleme auf, welche sich zwar bisher in einzelnen Aktionen von übereifrigen Staatsanwälten niederschlugen aber in ihrer Gesamtheit noch nicht zufriedenstellend gelöst sind. Ob sich mit dem neuen Multimediagesetz in absehbarer Zeit mehr Klarheit ergibt, ist erst noch abzuwarten.
Ein weitaus größeres Problem als die rechtliche Problematik ist aber das Benutzerverhalten. Da das Usenet ohne zentrale Reglementierungsinstanz auskommt, ist es auf die Vernunft und Einsicht der Benutzer sowie die Selbstregulierung angewiesen. Seit sich immer größere Massen ins Internet und damit auch ins Usenet ergießen, funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr. Durch Benutzer, die sich weder an Vernunft- noch an Höflichkeitsregeln halten und unseriöse Firmen, die ungehindert Werbung in großer Menge ins Usenet posten, ist der Anteil von thematisch relevanten Artikeln zu Müll (Werbung, Artikel ohne vernünftigen Inhalt usw.) stark gesunken, in manchen Newsgruppen auf bis zu 1:10. Dadurch verlassen immer mehr Stammbenutzer, die etwas zu sagen haben, und die anderen Benutzern Hilfestellung geben, ohne dafür jegliche monetäre Gegenleistung zu erhalten, das System. Deswegen sinkt das Niveau immer weiter. Wenn diese Entwicklung angesichts der weiter stark zunehmenden Benutzerschaft so weitergeht oder sich sogar noch verstärkt, dann wird sich News in absehbarer Zeit selbst zerstören.
Ein weiteres schwerwiegendes Problem ist ähnlich wie bei Email die Tatsache, daß der Absender eines Artikels sehr leicht gefälscht werden kann. Da News-Artikel im Gegensatz zu Email nicht an einen Empfänger gehen, sondern u.U. weltweit millionenfach gelesen werden, ist ein durch News-Artikel mit gefälschtem Absender entstandener Schaden viel schwerer, wenn überhaupt, wieder zu beheben. Eine Lösung für dieses Problem biete z.B. das Signieren mit einer elektronischen Unterschrift, wie sie z.B. das Verschlüsselungsprogramm PGP bietet. Diese Praxis ist allerdings noch nicht sehr weit verbreitet.