2.3.2 Das TCP/IP-Schichtenmodell
Im Gegensatz zum OSI-Referenzmodell, das sich nie 100%ig durchsetzen konnte, wird jetzt das in der Praxis weit verbreitete TCP/IP-Schichtenmodell erläutert.
Das TCP/IP-Schichtenmodell wurde vor allem in Hinblick auf zwei wichtige Aspekte entwickelt:
Einerseits wurde Wert auf die Fähigkeit, mehrere Netze nahtlos zusammenzuschließen, gelegt. Andererseits soll das Netz trotz Zerstörung von Hardware in Teilnetzen funktionstüchtig bleiben, d.h. Verbindungen sollten intakt bleiben solange die Quell- und Zielmaschinen funktionieren, selbst wenn einige Übertragungs-wege und Zwischensysteme ausfallen.
Drittes Designziel war eine
flexible Architektur, da man von Anwendungen mit verschiedensten
Anforderungen ausging.
Die Internet-Schicht
Diese Anforderungen führten letztlich zur Wahl eines paketver-mittelten Netzes auf der Grundlage einer verbindungslosen Vernetzungsschicht. Man kann diese Schicht, die Internet-Schicht genannt wird, als Bindeglied auffassen, das die gesamte Architektur zusammenhält.
Die Aufgabe der Internet-Schicht ist es, den an das Netzwerk angeschlossenen Maschinen, zu ermöglichen, Pakete in jedes beliebige Netz zu schicken und unabhängig an das (eventuell in einem anderen Netz befindliche) Ziel zu befördern.
Möglicherweise kommt es dabei vor, daß die Datenpakete in einer anderen Reihenfolge ankommen, als sie abgeschickt wurden. In diesem Fall ist es die Aufgabe der höheren Schichten, die richtige Reihenfolge wiederherzustellen, falls die Anwendung dies erfordert.
Die Internet-Schicht definiert ein offizielles Paketformat und Protokoll namens IP (Internet Protocol). Das Routing dieser IP-Pakete ist eine der wichtigsten Aufgaben der Internet-Schicht, neben der Vermeidung von Leitwegeüberlastungen.
Die Ähnlichkeiten der Internet-Schicht und des OSI-Modells sind in Abb. 4 verdeutlicht.
Abbildung 4 - Das TCP/IP-Referenzmodell
[Tan96, S.52]
Die Transportschicht
Die Schicht oberhalb der Internet-Schicht im TCP/IP-Modell allgemein Transportschicht genannt. Ihre Aufgaben sind mit denen der OSI-Transportschicht vergleichbar.
Um die Aufgabe zu erfüllen, wurden in dieser Schicht zwei Ende-zu-Ende-Protokolle definiert:
Abb. 5 zeigt das Verhältnis
zwischen IP, TCP und UDP auf. Seit der Entwicklung des TCP/IP-Schichtenmodells
verbreitet sich TCP/IP immer mehr in allen erdenklichen Netzen.
Die Verarbeitungsschicht
Im TCP/IP-Schichtenmodell sind keine Sitzungs- und keine Darstellungsschicht vorgesehen, was sich in der Praxis bewährt hat und dessen Verbreitung und die Erfahrungen mit dem OSI-Modell gezeigt haben.
Über der Transportschicht befindet sich, wie beim OSI-Modell die Verarbeitungsschicht. In ihr befinden sich höherschichtigen Protokolle. Beispiele hierfür sind TELNET, FTP und SMTP
(siehe Abb. 5).
Abbildung 5 - Protokolle und Netze im ursprünglichen
TCP/IP-Modell [Tan96, S.53]
Die Host-an-Netz-Schicht
Das TCP/IP-Referenzmodell
beschreibt im Grunde nicht, wie diese Schicht implementiert werden
sollte, sondern gibt nur den Hinweis darauf, daß sich der
Host über ein bestimmtes Protokoll ans Netz anschließen
muß, um darüber IP-Pakete versenden zu können.
Insbesondere ist kein Protokoll definiert und weicht deshalb von
Host zu Host und Netz zu Netz ab.
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